Mittwoch, 10. August 2011

partyausfall

review zur 7" hier:

http://www.partyausfall.de/review-pessimistic-lines-the-no-future-ep-1224.html

Eine einen sehr hoffnungslosen Blick auf unser aller Zukunft werfende sowie den ursprünglichen Spirit des Punk atmende 7 Inch haben die vier Stuttgarter Jungs rund um Pessimistic Lines vor kurzem veröffentlicht. Das gute Stück, welches den überaus plakativen Titel „The No Future EP“ trägt, beinhaltet dabei nicht nur rotzigen Oldschool Hardcore, sondern größtenteils recht gute Texte voller nur so vor Verzweiflung schreiender Zeilen.

Auf der nett verpackten EP gibt es dann in knapp sechseinhalb Minuten ein halbes Dutzend Tracks, die gespickt sind mit Spielfreude und allerlei Aggressionen. Die Riffs werden zumeist sauschnell runtergezockt und ballern sich geradezu durch die Boxen nach draußen. Auch an den Drums wird mächtig Gas gegeben und Feuer verursacht, so dass ein sehr oldschool-lastiger, schneller Hardcore Punk erzeugt wird, der wirklich zu gefallen weiß. Ohne simple Songstrukturen zu verwenden, werden verdammt tight eingespielte Songs präsentiert, die enorm frisch daherkommen und keinesfalls den Mief alter Tage mit sich mitschleppen. Die Tracks werden dabei zwar nicht sonderlich mit Melodien versehen, aber trumpfen hin und wieder auch mit 2Step-Parts und groovigen Passagen auf. Textlich dreht man sich zumeist um das Gefühl, dass sowohl Gesellschaft als auch die gesamte Menschheit den unumkehrbaren Weg in Richtung Untergang gewählt haben, man selber mit eingeschlossen. Aber auch ein expliziteres Thema wie die Auswüchse deutscher Sicherheitspolitik werden angeklagt, was, bezogen auf das Thematisieren (einigermaßen) aktueller Problematiken, die dann auch mit „Namen“ angesprochen werden, wirklich nur noch sehr selten der Fall ist im Hardcore Punk dieser Tage.

Als überaus interessant ist noch das Cover zu erwähnen. Wie oben zu sehen, prangert ein junger Herr im Stile der „white-collar worker“, welcher jedoch recht untypisch Nietengürtel trägt und auch einen skeptischen Blick aufgesetzt bekommen hat, was man ja schon als ein gewisses Statement verstehen kann und auf eine Gesinnung hindeutet, die auf die Haltung „mitspielen, und ein klein wenig rebellieren“ oder gar „mitspielen, aber das System von innen zerstören“ abzielt, also komplett entgegengesetzt zu den Texten, die vollkommen desillusioniert und sehr kompromisslos daherkommen. Wut und Anpassung scheinen also zumindest optisch nicht weit voneinander entfernt zu liegen, jedoch findet sich jene realistische Einstellung nicht in den Lyrics wieder, geschweige denn überhaupt ein Ansatz, der auf ein aktives Handeln über den Mittelfinger hinaus anspielt. Die berühmte Schleife fehlt also noch – vielleicht ja beim nächsten Mal, wobei zu sagen ist, dass zumindest inhaltlich der Punk regiert, und jener wahrlich nicht die progressivste Strömung darstellt.

Wird den Jungs Latte sein, und so rotzen Pessimistic Lines erst einmal sämtliche Aggressionen vor jedermanns Latz und machen so auch richtig Spaß, egal ob heimlich während der Mittagspause des Bürojobs oder aber auf dem Skateboard beim Zähne ausbeißen, wenn der Kickflip die Netto-Laderampe runter einfach nicht gestanden werden will. Gute EP mit dem nötigen Feuer unterm Arsch. Bitte mehr davon!

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